Vorgeschichte:
Bei schönem Wetter im Park. Es gibt wenig zu tun und doch ist irgendwann das Liegen nicht mehr genug und verlegen überlegt man sich eine Beschäftigung. So wurde mir dann das Spiel „Set“ vorgestellt, das mich bald an die Grenzen meiner geistigen Fähigkeiten stoßen lassen sollte…
Das Spiel
„Set“ ist ein Kartenspiel, bestehend aus 81 Karten, die alle unterschiedlich sind. Sie unterscheiden sich in FORM, FARBE, MENGE und FÜLLUNG. Diese vier Eigenschaften werden jeweils durch drei verschiedene Typen repräsentiert:
Form – Rechteck, Oval, Welle
Farbe – Lila, Rot, Grün
Menge – 1, 2, 3
Füllung – leer, ausgemalt, gepunktet
Zwar sind alle Karten verschieden, doch können sich „Sets“ oder Sätze bilden:
„Immer drei Karten bilden ein SET. Aber nur, wenn jede der 4 Eigenschaften - jeweils für sich gesehen – entweder genau gleich oder völlig verschieden ist.“ (aus der Anleitung)
Die Fragen, die man sich zum Finden eines SETS stellt, sind also:
- Ist die Menge genau gleich oder völlig verschieden?
- Ist die Farbe genau gleich oder völlig verschieden?
- Ist die Form genau gleich oder völlig verschieden?
- Ist die Füllung genau gleich oder völlig verschieden?
Werden alle Frage mit Ja beantwortet, so hat man ein SET gefunden.
Es werden nun die 81 Karten gemischt und daraufhin 12 Karten in der Anordnung 3 mal 4 aufgedeckt. Nun untersucht man, ob sich unter den 12 Karten SETs befinden. Alle Mitspieler suchen gleichzeitig. Derjenige, der meint ein SET gefunden zu haben, ruft „SET“ und zeigt es den Mitspielern. handelt es sich tatsächlich um ein SET darf der Spieler sich die Karten nehmen und die Karten auf dem Tisch werden wieder auf 12 Stück aufgefüllt.
Sollte einmal kein SET zu finden sein, werden drei neue Karten dazugelegt.
Falls man mit einem „Gewinner“ spielen möchte: Gewonnen hat, wer am Ende die meisten Karten gesammelt hat. Hier gilt dann auch die Zusatzregel: „Wenn es [das ausgerufene SET] nicht stimmt, geht das Spiel ganz normal weiter, lediglich der Falschspieler darf zur Strafe für seinen Irrtum so lange nicht mitspielen, bis ein anderer Spieler ein richtiges SET gefunden hat.“ (Anleitung)
Im Unterricht
Das Spiel fordert und fördert Konzentration, Kombinations-fähigkeit, geistige Schnelligkeit und Taktik.
Nach dem Prinzip der 4 Bs bietet dieses Spiel Schülern die Möglichkeit ihr „Handwerkszeug“ zu schärfen und so vielleicht durch dieses Training die Fähigkeit zum besseren Lernen. Dies kann durch ein höheres Bewusstsein für Verknüpfungen von Eigenschaften geschehen, soll heißen, die Schüler lernen Wege kennen, gründlich und dennoch schnell mehrere Dinge miteinander zu verknüpfen oder eben von einander abzugrenzen.
Sie betrachten die Karten, beobachten, dass sie unterschiedliche Eigenschaften aufweisen, sie begreifen, dass sich unterschiedliche Gruppen bilden lassen. Am Ende beschreiben sie diese Paare und beweisen dadurch, dass sie verstanden haben, was diese Gruppe zur Gruppe macht.
Es handelt sich hier also um eine Veranschaulichung der „4Bs“. Oder um eine weitere Einheit des „spielenden Lernens“.
Nachwort
Das Spiel hat mich sehr schnell überfordert. Meine gedankliche Kombinationsfähigkeit lässt sehr zu wünschen über und so war es nicht verwunderlich, dass ich schnell „abgezockt“ wurde und auch die nachfolgende Revanche nichts Neues brachte. Jedem Lehrer sei dieses Spiel ans Herz gelegt. Zum Einen für sich selbst zum Training und zur geistigen Fitness und zum Anderen für seine Schüler, um sie für Unterrichtsstoff und dessen Verarbeitung vorzubereiten, überhaupt fähig zu machen.
stud.paed.hans - 3. Jul, 12:17
Neueste Erkenntnisse aus der empirischen Forschung und Selbstbeobachtung (unter Mithilfe vom Klavierlehrer, dem es immer wieder gelingt klarzusehen und die Sachen auf den Punkt zu bringen):
Zitat: "Es gibt Menschen, die Lernen nur über den Schmerz"
Es handelt sich hierbei nicht um ein Plädoyer für die Prügelstrafe, bzw. das Elektroschockverfahren (falsche Antwort=Stromschlag), sondern einfach um ein sehr einfaches Prinzip. Der Mensch strebt nach der Mitte, also dem Gefühl der Einfachheit und möglichst problemlosen Durchwatung des Lebens. Schmerz widerspricht diesem Ziel offensichtlich und so ist es auch logisch, dass ein Mensch sich seiner Schmerzen erinnert (diese Schmerzen müssen nicht zwangsläufig rein physisch sein, sie sind in den meisten fällen sowieso psychosomatisch) und durch diese Erinnerungsgabe versucht, den Schmerzen auszuweichen.
Beispiele:
Hängenbleiben im Stacheldrahtzaun:
versursacht starke physische Schmerzen und die Erkenntnis, doch durch das Gatter zu schreiten oder den selten, aber manchmal mittgeführten Teppich einfach über den zaun zu legen.
Schmerz der Demütigung
Man befindet sich in der 6. Klasse und sagt das Gedicht auf. Man stammelt es und ist erstaunlicherweise schneller fertig als die anderen. Man hat die Hälfte vergessen. Liegt daran, dass gestern doch wieder Fußball gespielt wurde. Mit rotem Kopf und üblen Magenschmerzen steht man jetzt vor der Klasse.
Nächstes Mal: ein bißchen mehr Zeit investieren.
Es wird deutlich, dass in vielen Situation durch den Schmerz gelernt wird, allerdings begrenzt auf eine Verhaltensveränderung, schließlich kann man das gedicht nicht in seinen Kopf reinprügeln, sich mit dem Versen in Stein gemeißelt bewerfen lassen. Aber ein Schmerzverhinderndes Verhalten hat selten geschadet, auch wenn dann ja auch wieder weniger lernt. So gesehen ist Schmerz der Motor, der immer neue Erkenntnisse bringe? So Theorie widerlegt und im Kopf neue Ansatzpunkte zum Nachdenken geschaffen. Auf zu neuen Gedanken, die doch von jedem schon gedacht wurden. Ich lerne jeden Tag was neues...wie schön.
stud.paed.hans - 27. Mär, 16:44
erfolgreiches lernen
man lernt durch fehler
nennt sich irgendwie trial und error prinzip
...man man das ist doch zum heulen
stud.paed.hans - 9. Mär, 22:00
Es gab einmal eine Schulklasse, die dafür bekannt war, dass sie viele Hochbegabte hatte, wenige Legastheniefälle aufwies und kein "Sitzenbleiben" vorkam. Darüber stutzte ein Forscher, der sich vornahm diesem Phänomen auf den Grund zu gehen. Er besuchte die besagte Klasse. Nach zwei Wochen der Beobachtung schrieb er in sein Tagebuch: "Mir fällt dieses angenehme Arbeitsklima auf, es herrscht eine gute Stimmung, aber ansonsten ist der Unterricht eher langweilig."
An einem Montagmorgen kam die Lehring in die Klasse, ihre Miene verriet nichts Gutes, sie sagte kaum Guten Morgen, setzte sich an einen Tisch und begann Zeitung zu lesen. Die Schüler fingen auch an sich zu beschäftigen, einige spielten, andere lasen, manche träumten vor sich hin. Der Forscher wunderte sich und suchte nach Antworten, die dieses Geschehen begründeten.
"Ist das bei euch immer so?", fragte er eine Schülerin. Diese antwortete darauf verwirrt. "Ja, natürlich!" "Warum macht ihr das denn so?", fragte der Forscher, der von der Klarheit der Antwort verwirrt war?" "Wissen Sie das denn nicht?"; folgte die schnelle Antwort, "unsere Lehrerin ist Jazz-Sängerin und kommt manchmal sonntags erst ins Bett und ist immer totmüde!" "Und was ist, wenn ihr mal müde seid?" "Ja dann läßt sie uns in Ruhe bis wir wieder mitmachen wollen", antwortete die Schülerin. Der Forscher lächelte. Er hatte verstanden.
Schüler sind in der Lage zu akzeptieren, wenn ihnen die Begründung logisch erscheint. Da sie wußten, dass die Lehrerin müde war, konnten sie verstehen, warum diese am liebsten in Ruhe gelassen werden wollte. Im Zuge der Gleichberechtigkeit wußten die Schüler aber auch, dass sie ebenfalls in Ruhe gelassen würden, wenn sie müde in die Schule kamen. Hier zeigt sich auch das Grundprinzip erfolgreichen Lehrens und Lernens. Man kann nur Lehren, wenn man als Vermittler akzeptiert ist und man kann nur Lernen, wenn der Vermittler akzeptiert ist.
Information, die ins Gedächtnis gelangen sollen, werden zuvor geprüft. Ausschlaggebend dafür, dass die Schranken sich heben und die Informationen ins Gedächtnis einfließen, ist die Vertrauenswürdigkeit des Vermittlers. Ein Vermittler, der als "positiv" klassifiziert wird, dringt mit seinen Informationen bis ins Gedächtnis vor (die Informationen werden gespeichert), Informationen "negativer" Vermittler werden in kürzester Zeit gelöscht.
Es zeigt sich also, dass die Beziehung im Lernprozess eine entscheidene Funktion einnimmt.
Hierzu eine weitere Geschichte, die ich vor ein paar Monaten erlebt habe:
Ich begleitete einen Lehrer in eine 7. Hauptschulklasse. Doppelstunde Physik. Meine Erwartungshaltung, was den Unterrichtseinstieg betraf: "Guten Morgen, wer erzählt, was wir letztes Mal gemacht haben?". Mir wurde eine Alternativ-Route gezeigt. Erste Frage: "Wie geht's euch?" "Müde, keine Lust" aus allen Ecken. Dann kam die Frage vom Lehrer "Was war denn los mit Hoyzer, krass oder?" Diskussion. "Wie tippt ihr die Championsleague heute Abend?" Aufgeregtes Schreien, von Müdigkeit keine Spur. "Wie war euer Fußballtunier gestern?" Alle erzählen. Der Übergang in den eigentlichen Unterricht lief beinahe problemlos ab. In der Pause verzog sich der Lehrer nicht fluchtartig ins Lehrerzimmer, sondern trank seinen Kaffee und aß sein Brot mit ein paar Schülern zusammen und die Fußballthemen wurden wieder aufgegriffen, auch noch etwas weiter in die anfangende Stunde hinein. Wieder wurde konzentriert gearbeitet, gelacht.
Ich hatte das Glück noch vier weitere Unterrichtsstunden des Lehrers anzuschauen und am Ende des Tages war ich begeistert von seiner frech-freundlichen, verständnisvollen und ausgeglichenen Art, der alle seine Schüler in einen Bann zog, der die Voraussetzung zum erfolgreichen Lernen schuf.
Um erfolgreich zu lehren sollte also eine Lernbasis geschaffen werden. Diese Lernbasis ist die gegenseitige Beziehung. Die gesunde Beziehung bedarf Gleichbrechtigung und Vertrauen. Das Verhalten des Lehrers sollte also möglichst authentisch sein.
stud.paed.hans - 12. Jan, 14:44
Das Zauberkreuz kann eigentlich durch reines Betrachten gar nicht als Zauberkreuz erkannt werden. Es handelt sich um ein Kreuz aus Holz, das vorgelegt wird mit der Aufgabe es in die zwei Teile zu zerlegen.
Die Art und Weise wie ein Mitstudierender dies erreichte und so alle verzauberte, erklärt GunnarNadine, also klick
hier
Der Hauptweg der Erkenntnis liegt eindeutig im Experimentieren, zumal der "geheime" Mechanismus dem Auge verborgen bleibt und eine Kombination von Sinnen und Geist von Nöten ist, dieses Problem zu lösen. Man wird an diesem Problem wachsen und viele Prozesse durchlaufen auf der Suche der Suche nach dem Elexier des Lebens und dem Stein der Weisen. Verständlicherweise wird so dem Zauberkreuz große Macht und der Weg zur Erkenntnis zugestanden, wenn auch nicht unbedingt im Makrokosmos der Welt sondern in der Schule.
stud.paed.hans - 28. Dez, 11:35
Audimax, Bushaltestelle, Campushalle, D, Ente, F, G, Hochschulbibliothek, Igel, J, Krähe, L, M, N, O, Parkplatz, Q, Russischer Student, S, T, U, V, W, X, Y, Z...
Hat jetzt folgenden Sinn:
Die Aufgabe des Weg-ABCs wurde gestellt. Der Weg wurde definiert als "Vom Audimax zum HG".
Keiner der Studenten sah sich während der nächsten Veranstaltung in der Lage seine Worte (auswendig) vorgetragen. Ein junger Herr hatte seinen mobilen PC dabei und konnte daraus vorlesen.
Die oben genannten Wörte/Alphabethverbindungen sind mir im Gedächtnis geblieben. Keine gute Ausbeute wie ich finde, doch das Merken ist auch schon wieder zwei Wochen her. Die Worte spielen auch nicht so eine wichtige Rolle, sondern dienen lediglich als Exempel für eine Form des Lernens:
Wichtig fürs Lernen sind Bilder und Assoziationen. So ist es einfacher (oder nur so möglich) sich das Weg-ABC des Kommolitonen zu merken, wenn man sich zu den vorgelesenen Worten ein genaues Bild vorstellt. A wie Audimax. Ich denke 10 Sekunden an den Eingang des Audimax. Es sollte sich möglichst um ein genaues Bild handeln, vielleicht sogar mit persönlichem "Touch", um so die Verbindung zwischen Wort, hirn und Herz sicher und konstant herstellen zu können.
Ein Beispiel aus meiner Jugend:
In der Grundschule sollten die deutschen Bundesländer und die zugehörigen Hauptstädte gelernt werden.
Hier sind mir noch einige Verbindungen in Erinnerung geblieben, die ich auch heute anwende. Die Hauptstadt von Brandenburg ist Potsdam. Die Bilder einer brennenden Burg, die durch einen Blitz, potsblitz zum Brennen gebracht wurde.
Die Hauptstadt von Bayern ist München. Wenn man das "ist" wegläßt kommt man automatisch zu Bayern München oder auch FC Bayern München.
Kleiner zusammenfassender Lerntipp:
Bilde Assoziationen und nimm den Lerninhalt so in Dir auf!
stud.paed.hans - 28. Dez, 11:21
Der junge Herr kam nach vorne zum Dozenten. Der Dozent war bemüht verschiedene Formen des Lernens zu vermittlen, am lebenden Exampel.
So:
"Ajanta", sagte der Dozent. "Ajanta", wiederholte der Proband.
"Ajanta", wieder der Dozent. "Ajanta" wiederholte der Proband.
Bei Ajanta handelte es sich um die Aufschrift auf dem Pullover des Probanden. Diese Aufschrift diente als hervorragendes Beispiel für das Vormachen/Nachmachen-Prinzip (im folgenden also Ajanta-Prinzip).
Es folgte ein weiteres Experiment. Es entstanden vier Gruppen, die jeweils einen Buchstaben sprachen. Es gab die G-Gruppe, die A-Gruppe, die Ee-Gruppe und die Gehauchtes-H-Gruppe, die nacheinander ihren Buchstaben sprachen/hauchten.
Die G-Gruppe wiederholte ihren Buchstaben ohne jegliche Veränderung, während die A-Gruppe sich während des Sprechens auf eine bestimmte Ausdrucksform einigen sollte. Die Ee-Gruppe sollte sich in verschieden Ausdrucksweisen des "Ee" bemühen. Die Gehauchtes-H-Gruppe hauchte ein trauriges H.
So standen die vier Gruppen auch für vier verschiedene Formen des Lernens oder Unterrichts.
Die G-Gruppe repräsentierte das "Ajanta-Prinzip". Es ist ein sehr starres Prinzip, das keine Veränderungen zuläßt. Es handelt sich um die originalgetreue Nachahmung.
Die A-Gruppe repräsentierte das "Analytische-Prinzip"
Die Ee-Gruppe repräsentierte das "Experimentelle-Prinzip". Hierbei handelt es sich um ein sehr offenes Lernprinzip, das die Möglichkeiten des "Selbtherausfindens" zuläßt. Im experimentellen Unterricht besteht die Möglichkeit durch Erfahrung mit allen Sinnen ein Problem zu erarbeiten oder ein Phänomen zu erkennen.
Die Gehauchtes-H-Gruppe stand für die emotionale Lernform. Hier wird über Gefühl gelernt, d.h. also, dass eine emotionale Verbindung zwischen Lernstoff und Lerner hergestellt wird
stud.paed.hans - 19. Dez, 13:05
"Lehre mit der Natur und nicht gegen sie!"
Sokrates
(einer der ersten Menschen, die pädagogisch tätig wurden)
stud.paed.hans - 14. Dez, 10:52
Oma hat früher immer gesagt: "Mensch, wie schnell die Zeit doch vergeht, früher warst Du noch so klein und nun kommst Du schon in die Schule!"
Irgendwann stellt man selbst fest, dass die Zeit mit zunehmendem Alter vom Gefühl her schneller vegeht, soll heißen: man altert schneller!
Wiederholung führt zur Routine und Routine führt dazu, dass das Gehirn langsam aber sicher versucht sich von der Routine zu distanzieren und die Wahrnehmung runterfährt, um möglichst schnell durchzukommen. Man erlebt also weniger oder nimmt weniger wahr, wodurch die Zeit dann weniger gefüllt ist und schneller zu verarbeiten ist, man wird schneller alt.
In den Kinderjahren, als die "Zeit" noch gar nicht in das Bewußtsein getreten war, ist man viel langsamer gealtert.
Als Kind konnte man viel Neues erleben, jeden Tag geschah etwas von dem man gar nichts wußte oder zumindest nicht in seiner Ganzheit durchschaute. So scheint das Leben heute (im Erwachsenen-Bewußtsein) sehr strukturiert und ein sich immer wiederholender Prozeß zu sein, immer neu verkleidet.
Lerne wahrzunehmen, einzutauchen. Und: "Mach mal was anders"
stud.paed.hans - 14. Dez, 10:44
Ich muß mehr lernen.
Glück ist Fülle und Unglück ist Leere. Während der Mensch verzweifelt versucht sich und seinem Dasein einen Grund, ein Ziel zu geben, übersieht er häufig das ursächliche Moment. Die Suche ist in der Leere begründet. So besteht das Leben häufig nur aus dem Auffüllen dieser Leere, hauptsächlich durch Konsum. Es gibt Handys, Autos, Kleidung...das Prinzip ist deutlich geworden. Während hier "nur" eine Objekt-Abhängigkeit entsteht, verhält es sich beim Konsum in Bereichen, die körperliche Reize schaffen schon bedenklicher. Kompensation durch Nahrungsaufnahme, Alkohol, Fitnesswahn...führt zu Verknüpfung von körperlichen und geistigen Zwängen, wirkt somit schwerwiegender.
Vor einigen Wochen unterhielt ich mich darüber, wie und wodurch sich "Jemand" den Sinn in seinem Leben gab. Hier wurde mir eine Entwicklung beschrieben, die meine (sehr kurzfristig) entwickelte Thorie zusätzlich stützen soll. In der Jugendzeit baute er seinen Sinn darauf auf möglichst viele CDs zu besitzen, es folgte eine kurze Phase der Berau(s)chung, die von der Wiederaufnahme der Schulbildung (Abschluß Abitur) ersetzt wurde und die neue "Sinnrichtung" vorgab: "Es ist im Moment mein Sinn mich möglichst viel und intensiv zu bilden".
Unter den Sudenten ist also "mindestens Einer", der seinen Sinn auf Lernen ausgerichtet hat, weil es ihn glücklich macht, sich mit Wissen zu füllen.
Der positive Nebeneffekt des Konsums von Wissen ist, dass es immer neue Erkenntnisse schafft und nicht bloß eine Erneuerung der "Energiequellee" fordert; meist in immer kürzeren Abständen.
Lernen macht also glücklich ohne Folgeschäden. Voraussetzung für das "füllende" Lernen ist das richtige Lernen.
Doch dringt sofort des Faust's Wort an mein Ohr (als hätte ich nicht darauf hingearbeitet):
"Habe nun, ach! Philosophie, / Juristerei und Medizin, / Und leider auch Theologie / durchaus studiert, mit heißem Bemühn. / Da steh' ich nun ich armer Tor! / Und bin so klug als wie zuvor; / Heiße Magister, heiße Doktor gar, / Und ziehe schon an die zehn Jahr / Herauf, herab und quer und krumm / Meine Schüler an der Nase herum - / Und sehe, dass wir nichts wissen können!"
So steht man wieder am Anfang. Macht lernen nur kurzfristig glücklich oder hat Faust es (zu dem Zeitpunkt dieser Aussage) versäumt sein Wissen anzuwenden und zu Handeln?
Die Erweiterung des Wissenskonsum ist Erfahrung. Erfahrungen in sich aufzunehmen, sie zu erkennen, sich ganz mit ihnen zu füllen, heißt leben. Wissen bietet die Möglichkeit zum Fortschritt und dieser Fortschritt bringt die Erfahrung. So macht das Zusammenspiel von Wissen und Erfahrung das Glück/Ziel aus!
Das ist der Weg zur Geburt.
Dazu Erich Fromm:
"Die Geburt ist nicht ein augenblickliches Ereignis, sondern ein dauernder Vorgang, Das Ziel des Lebens ist es, ganz geboren zu werden, und seine Tragödie, dass die meisten von uns sterben, bevor sie ganz geboren sind. Zu leben bedeutet jede Minute geboren zu werden. Der Tod tritt ein, wenn die Geburt aufhört."
stud.paed.hans - 1. Dez, 00:25